Simple Plan / Berlin 01.02.2024

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Fenria
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Simple Plan / Berlin 01.02.2024

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Simple Plan / Berlin 01.02.2024

Simple Plan / Berlin 01.02.2024
Simple Plan / Mayday Parade / State Champs / Air Yel
01.02.2024 / Berlin Columbiahalle
Rezension by Steph Lensky

Simple Plan, die kanadischen Pop-Punk und Alternative Rocker, die bereits seit über 20 Jahren die Bühnen dieser Welt bereisen, beehrten nach ihrem letzten Besuch in 2022 (damals zusammen mit SUM 41) auch in 2024 wieder die deutsche Hauptstadt im Rahmen ihrer Hard As Rock Europa Tour. Mit dabei hatten sie dieses Mal die junge Sängerin Air Yel, sowie ihre Genre-Kollegen State Champs und Mayday Parade.
Ich persönlich habe mich - wie vermutlich viele Fans - im Vorfeld sehr auf das Konzert gefreut, begleiten mich die vier Musiker aus Montréal mit ihren eingängigen Texten und Ohrwurm-Melodien schließlich schon seit meiner Teenie-Zeit. Wie das Konzert in der Berliner Columbiahalle war? Das erfahrt ihr hier…

Der erste Act des Abends, Air Yel, war bereits in vollem Gange, als ich gegen 18.45 Uhr in der Columbiahalle ankam. Und das obwohl der Beginn des Konzerts erst für 19.30 Uhr angesetzt war. Aus diesem Grund konnte ich nur noch die letzten drei Songs der jungen Sängerin aus Los Angeles genießen: Please, All Talk, Hellgirl. Ich würde euch hier gern mehr über sie erzählen, aber viel ist über Air Yel auf ihren Social Media Kanälen nicht herauszufinden. Musikalisch ist sie meiner Meinung eher im Bereich Pop mit einer ordentlichen Ladung Rock-Einflüssen einzuordnen. Und anhand der abschließenden Reaktion des Berliner Publikums, welches sie mit reichlich Applaus verabschiedete, schien ihr Set gut angekommen zu sein.

Nach vergleichsweise kurzer Umbaupause betrat die 2010 gegründete Band State Champs aus New York, begleitet vom Queen Klassiker We Are The Champions, die Bühne. Ein guter Start, denn das Berliner Publikum, welches normalerweise für seine Schwerfälligkeit bekannt ist, war somit von Anfang an mit an Bord und sang lauthals mit. Eröffnet wurde das Set mit Just Sound vom aktuellen Album Kings Of The New Age (VÖ 2022). Nach den etwas älteren Songs Frozen und Mine Is Gold ging es mit den aktuellen Act Like That und Outta My Head weiter. Insgesamt muss es einige State Champs Fans vor Ort gegeben haben, konnte doch an einigen Stellen textsicheres Mitsingen erkannt werden. Aber auch das restliche Publikum ging mit Springen und Moschen ordentlich zum gute Laune Mix der fünf New Yorker ab. In einer kurzen Pause zwischen den Liedern bedankte sich Sänger Derek DiScanio bei allen Acts und fragte das Publikum, ob es denn bereit sei, mit dem Headliner Simple Plan abzurocken, was das Publikum lautstark bejahte - so laut, dass es bis in den Backstage zu hören gewesen sein durfte. Aber - “sorry, but not sorry” - das war noch kein Abschied, denn State Champs hatten noch ein paar Songs in petto: Weiter ging es mit All You Are Is History, Fake It, Elevated und Secrets. Mit Everybody But You schlossen sie ihr insgesamt zehn Songs umfassendes Set ab und verließen unter entsprechender Reaktion des Publikums die Bühne, um für Mayday Parade Platz zu machen.

Mayday Parade ließen recht lange auf sich warten - klar, es mussten Instrumente vom Voract abgebaut werden, aber es wurde auch noch einmal ein halber Soundcheck gemacht - das Publikum musste also Geduld beweisen. Doch dann war es soweit, die Columbiahalle wurde dunkel, erste Töne erklangen, Sänger Derek Sanders betrat die Bühne und wurde von Scheinwerfern beleuchtet. Sanft begann er Oh Well, Oh Well zu singen. Nach der ersten Strophe wurde es dann aber rockiger - mit ihrem Sound reihten sich die fünf Jungs aus Florida in den Pop-Punk-Stil des Abends ein. Ich persönlich empfand Mayday Parade etwas ruhiger oder eher melancholischer vom Klang als State Champs, das soll aber nicht heißen, dass sie weniger Stimmung gemacht haben. Auch hier wurde ausgiebig mitgesungen, gesprungen und gemoscht. Die 2005 gegründete Band zeigte einen bunten Mix von Tracks ihrer insgesamt acht Alben: mit dabei hatten sie More Like A Crash, Anywhere But Here, Hate To Be You When People Find Out What This Song Is About, Piece Of Your Heart, Black Cat, Kids In Love und Jersey. Mit Jamie All Over, einem Song aus dem Jahr 2017, der im Januar 2024 in neuem Gewand re-released wurde, schlossen sie ihr neun Songs umfassendes Set ab und machten die Bühne frei für die, auf die alle schon sehnsüchtig warteten: Simple Plan!

Das angeheizte Publikum musste sich leider noch einmal gedulden, denn der Headliner des Abends wollte es offenbar spannend machen. Dank guter Pausenmusik-Auswahl - darunter Banger wie All The Small Things von Blink 182 oder The Anthem von Good Charlotte - zu der die Menge bereits ordentlich abging, verging die Wartezeit dann aber doch relativ schnell. Plötzlich wurde es dunkel und das Star Wars Intro erklang. Getaucht in rotes Licht betraten die vier Musiker die Bühne und nach einem kräftigen Gitarrenriff von Lead-Gitarrist Jeff Stinco begrüßte Frontmann Pierre Bouvier das Publikum mit den Worten: "Guten Abend Berlin, we are Simple Plan, everybody make some noise!”. Mit den ersten Tönen von I’d Do Anything gab es kein Halten mehr, Band und Publikum feierten, als gäbe es kein Morgen. Am Ende des Songs regneten Konfetti und Luftschlangen auf die tobende Menge herab und Berlin begrüßte Simple Plan mit Geschrei und tosendem Applaus.
Es schlossen sich direkt die rund 20 Jahre alten Klassiker Shut Up und Jump an. Insgesamt war das Konzert ein einziger Trip in die Teenie-Jahre vieler Besucher - obgleich einige vermutlich jünger waren als so mancher Track. Zu Can't Keep My Hands Off You, You Suck At Love, Your Love Is A Lie und Addicted wurde ausgelassen getanzt und textsicher mitgesungen, bevor mit Welcome To My Life ein weiterer Banger der Band präsentiert wurde. Als Einstimmung auf den nächsten Song erklärte Pierre, der es sichtlich verstand mit dem Publikum zu interagieren - kein Wunder als alter Hase im Showbiz, dass seine favorisierte Reaktion auf Zweifler ein erhobener Mittelfinger sei. Anschließend wurde Iconic, ein Track des aktuellen und sechsten Albums Harder Than It Looks (VÖ 2022), gespielt.
„Wir kommen aus Kanada, wir sind Kälte gewohnt. Aber viel lieber wären wir mit euch jetzt am Strand!“ - mit diesen Worten von Gitarrist Sébastien Lefebvre wurde der nächste Titel eingeleitet, Summer Paradise, bei dem riesige Strandbälle auf dem Publikum tanzten. Zu Take My Hand wurde ausgelassen weiter gerockt, bevor es mit Astronaut etwas ruhiger wurde. Etliche Handy Taschenlampen verwandelten das Publikum in ein Lichtermeer, das sich im Rhythmus zur Musik bewegte. Diese kleine Pause nutzte das Publikum, um Kraft zu sammeln, die im anschließenden Medley aus All Star (Smash Mouth), Sk8ter Boi (Avril Lavigne, mit der Simple Plan ab August 2024 gemeinsam auf Kanada und US-Tour gehen werden) und Mr. Brightside (The Killers) rausgelassen wurde. Bei What's New Scooby Doo? hüpfte nicht nur das Publikum, auch drei Scoobys flitzten über die Bühne und warfen Merch-Artikel in die feiernde Menge. Weiter ging es mit Million Pictures of You und Wake Me Up (When This Nightmare’s Over). Bei Where I Belong bekam Pierre gesangliche Unterstützung von State Champs Sänger Derek DiScanio, bei Jetlag durfte Supportact Air Yel noch einmal mit auf die Bühne und den weiblichen Gesangspart übernehmen. Nach dem Song verabschiedeten sich Simple Plan vorerst von der Bühne, doch nicht lange - den lauten Rufen nach einer Zugabe wurde schnell Gehör geschenkt und sie kamen mit einem Medley aus Crazy, Perfect World, Save You und This Song Saved My Life zurück.
Abschließend folgten die drei Songs, auf die wohl jeder gewartet hatte: zu I’m Just A Kid, der 2022 zum 20 jährigen Song-Jubiläum auf TikTok viral ging, feierte nicht nur das Publikum, auch die Band hatte auf der Bühne reichlich Spaß. Derek DiScanio von State Champs und Derek Sanders von Mayday Parade performten zusammen mit Pierre, während Drummer Chuck Comeau einen ausgiebigen Surf-Ausflug auf den Händes des tanzenden Publikums genoss. Für den Song ohne Titel, Untitled, schnappte sich Pierre seine Akustikgitarre. Erleuchtet von diversen Scheinwerfern und mit leichten Startschwierigkeiten am Instrument (“Fuck, I can’t do it”) begann er mit lautstarker Unterstützung vom Berliner Publikum zu singen. Erneut verwandelten die Taschenlampen an den Smartphones die Columbiahalle in ein schwankendes Lichtermeer. Der letzte Song des Abends, an dessen Ende es noch einmal Konfetti und Luftschlangen regnete, fasste es gut zusammen, besser als man es mit vielen Worten sagen könnte: Perfect!

Für das obligatorische Abschlussfoto durften einige Fans mit auf die Bühne, das war sicherlich ein krönender Abschluss dieses großartigen Konzert-Erlebnisses. Eines kann über Pop-Punk und Alternative Rock Konzerte vermutlich sehr allgemein gesagt werden: die Energie, welche durch die Bands und das Publikum getragen wird, ist berauschend. Ich habe selten Konzerte erlebt, bei denen von Anfang bis Ende ekstatische Stimmung herrschte und Publikum und Band einfach nur den Moment genossen haben. Danke dafür an Simple Plan, Mayday Parade, State Champs und Air Yel.
Einzig zu bemängeln gibt es meinerseits nur die fehlende Rücksichtnahme im Publikum. Stellenweise (mehr als ich es von reinen “schwarzen” Konzerten gewohnt bin) gab es doch sehr rücksichtsloses Verhalten: versperrte Sicht, Anrempeln beim Durchdrängeln, fliegende Getränkebecher und so weiter, alles ohne ein Wort der Entschuldigung, zum Teil wurde es offenbar nicht einmal bemerkt. Das muss alles nicht sein - wir sind alle dort, um das Konzert zu genießen und einen tollen Abend zu haben. Achtet doch einfach mehr auf eure Mitmenschen und dann haben auch alle ihren verdienten Spaß :)
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